Barmherzig und zärtlich wirken

Barmherzig und zärtlich wirken„Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen, die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen“ – unter diesem Vers aus dem Lukas-Evangelium stand das vierte Soziale Forum im Dekanat Siegen, das vergangene Woche im Ambulanten Zentrum Albertus Magnus des St. Marien-Krankenhauses stattfand.

Mit einem Vespergottesdienst, den Domkapitular Dr. Thomas Witt gemeinsam mit Dechant Werner Wegener und Caritsapräses Pfarrer Karl-Hans Köhle leitete, startete dann das Forum. Dr. Witt schlug in seiner Predigt auch gleich die Brücke zwischen dem leisen Gesang Marias – sie hatte kurz zuvor erfahren, dass sie Mutter des Gottessohn werden wird – und dem Sozialen Forum: „Es soll etwas bewirkt werden mit einen Glauben, der zuerst dankbar erkennt, was Gott am Menschen Großes tut und dann begreift, worin die Antwort für den Einzelnen besteht.“ Die Basis für notwendige Reformen und Veränderungen in der Gesellschaft ergäben sich nicht zuerst durch Programme, sondern dort, wo das Herz des Menschen von der Größe seiner Berufung gepackt werde.

In den vergangenen Monaten habe sich Papst Franziskus eingemischt. Die Mächtigen fordert er eindringlich auf innezuhalten. Der Kirche schärft er ein, dass sie an die Seite der Armen gehört. Dieser Anstoß gelte dann auch für die Gemeinden, in denen viele Anstrengungen zu erkennen seien, ergänzte Dechant Wegener. „Als Kirche vor Ort müssen wir uns immer wieder fragen, wie wir glaubwürdig und erfolgreich sozialkaritativ leben und handeln können.“

Nach dem Gottesdient begrüßten Krankenhaus-Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann und Stiftungsvorstandsvorsitzender Hubert Berschauer die circa 100 Teilnehmer im ambulanten Zentrum. Den anschließenden Impulsvortrag „Papst Franziskus – es geht um Barmherzigkeit und Zärtlichkeit“ hielt Bruder Augustinus Diekmann, der die Franziskaner Mission leitet. Diekmann bezeichnete sich selbst als Brückenbauer: „Die Brücke ist für mich ein wichtiges Symbol für die Integration der beiden Hauptkapitel meines Lebens geworden. Für mich symbolisiert dieses Bauwerk nicht nur der Partnerschaftsvertrag zwischen den Ordensprovinzen in verschiedenen Kontinenten, sondern auch eine wachsende Verbindung zwischen Ortskirchen und Kulturen.“ Die Teilnehmer diskutierten dann die Ansätze zu sozial-karitativen Handeln von Papst Franziskus hinsichtlich der Herausforderungen im eigenen Verantwortungsbereich.

Danach wurde der mit 10.000 Euro dotierte Katholische Sozialpreis verliehen. Den ersten Preis erhielt dabei die Gruppe „Smily Kids“. Diese Gruppe, von der es mittlerweile drei Ableger gibt, wurde 1996 gegründet. Fast 20 Kinder treffen sich dort monatlich, um getrennt von den Eltern über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Die Gespräche unterliegen der Schweigepflicht. Nach jedem Reden folgt bei den Kindern eine Fantasiereise, eine Geschichte, über die auch wieder gesprochen wird. Nach einer Pause zur Stärkung, kommen die Eltern hinzu. Mit ihnen können direkt Probleme bei den Kindern besprochen werden, ohne die Schweigepflicht zu brechen. Das Projekt zielt insbesondere darauf, eine soziale Ausgrenzung von Kindern aus suchbelasteten Familien zu verhindern. Die Kinder sollen Schuldgefühle abladen können, sie haben eine Anlaufstelle – auch bei einem Rückfall, bei Krankheit oder gar Tod.

„Uns hat besonders beeindruckt, wie Sie Ihre ganz eigenen, schwierigen Erfahrungen in Kraft und Engagement umsetzen, um diesen Kindern aus suchtbelasteten Familien zu helfen. Gerade aufgrund ihrer eigenen Geschichte finden Sie einen besonderen Zugang zu den Kindern, können Sie ihnen besonders gut helfen“, hieß es in der Laudatio der Landtagsabgeordneten und Stiftungsrätin Tanja Wagener.

Stifter des Preises ist die Katholische Sozialstiftung Siegen-Wittgenstein, die aus einer Vielzahl von Bewerbungen neben dem Träger des Sozialpreises 2014 vier weitere Beispiele christlichen Engagements prämiert hat: Mit einem zweiten Platz wurden das Projekt „Zeitpaten“ (Bezirksverband der Siegerländer Frauenhilfen) und Projekt „Urlaub ohne Koffer“ (Caritaskonferenzen im Pastoralverbund Südliches Siegerland) versehen. Das Projekt „Stell mich an, nicht ab“ (Ketteler-Cardijn-Werk der Kath. Arbeitnehmerbewegung) und die Häkel- und Handarbeitsgruppe für Mädchen im Grundschulalter des Caritasverbands Siegen-Wittgenstein, Projektbüro Dreis-Tiefenbach wurden mit einem dritten Platz ausgezeichnet.